Impfschutz gegen Virusmutanten

Auffrischimpfungen mit angepasstem Impfstoff nötig?

Viele von uns warten noch auf ihre erste Impfdosis gegen COVID-19. Aber auch die bereits einmal oder schon zweimal Geimpften stellen sich immer häufiger die Frage, inwieweit uns die Impfungen mit den jetzigen Impfstoffen gegen die mutierten Coronaviren schützen können.

Bereits seit Dezember 2020 werden SARS-CoV-2-Mutanten registriert, so wie die „englische“ und die „südafrikanische“ Virusvariante. Dass Viren mutieren, ist keine Neuheit. Bei der Virusvermehrung kommt es immer wieder zu kleinen „Fehlern“ in der Viruserbgut: zu Mutationen. Im Fall der SARS-CoV-2-Mutanten kommen solche Mutationen insbesondere in der „Bauanleitung“ für das sogenannte Spike-Protein vor. Mit diesem Protein bindet das Virus an die Oberfläche menschlicher Zellen, um hineingelangen und sich dort vermehren zu können. Sowohl die englische (SARS-CoV-2 Linie B.1.1.7) als auch die südafrikanische (Linie B.1.351) Virusmutante weisen unter anderem Veränderungen im Spike-Protein auf, die vermutlich ein besseres „Andocken“ an die Zellen ermöglichen und die höhere Übertragbarkeit dieser Varianten erklären. Die genauen Wirkmechanismen sind aber noch nicht aufgeklärt, sie werden noch erforscht. Erste Laboruntersuchungen deuten darauf hin, dass die zugelassenen mRNA-Impfstoffe gegen Viren der Linie B.1.1.7 (englische Variante) effektiv wirken. Dasselbe zeigt eine großangelegte Beobachtungsstudie zur Impfstoffwirksamkeit in Israel, wo diese „englische“ Variante, wie auch bei uns, die vorherrschende SARS-CoV-2 Variante ist.

Im Fall der südafrikanischen Virusvariante zeigen erste immunologische Untersuchungen, dass die Wirksamkeit bestimmter Antikörper verringert sein könnte. Das könnte bedeuten, dass die Immunantwort weniger wirksam gegen Viren ist, die diese Änderung aufweisen.

Auch die in erstmals in Brasilien aufgetretene Virusvariante P.1 wird zu den sogenannten besorgniserregenden Varianten gezählt. Diese zeigt 10 Änderungen im Spike-Protein, und auch für diese Variante werden eine verringerte Wirksamkeit der Immunantwort sowie möglicherweise erhöhte Übertragbarkeit diskutiert.

Eine neue Virusvariante B.1.617.2, zuerst in Indien nachgewiesen, wurde von der WHO mittlerweile auch als besorgniserregend eingestuft (VOC: Variant of Concern). Diese Variante wurde bereits in viele Länder eingeschleppt, so auch nach Großbritannien. Die Fallzahlen von B.1.617.2. sind zwar gering, aber die Zunahme der Infizierten seit dem ersten Nachweis ist jedoch höher als bei allen anderen VOCs. Da es eine Ausbreitung der VOCs zu vermeiden gilt, ist jetzt das Vereinigte Königreich Großbritannien und Nordirland nun als Risikogebiet deklariert worden, wie das Auswärtige Amt am 14. Mai mitteilte.

Die Paul-Ehrlich-Institut (PEI) weist darauf hin, dass die Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (STIKO) auf den jeweils aktuell verfügbaren Daten und wissenschaftlichen Erkenntnissen beruhen.
PEI: „Wie lange der Impfschutz mit den aktuell verfügbaren Impfstoffen anhalten wird und ob für einen langfristigen Immunschutz weitere Impfungen (sogenannten Auffrischimpfungen oder auch Boosterimpfungen) erforderlich sind, insbesondere im Hinblick auf möglicherweise neu auftretende besorgniserregende Virusvarianten, kann aktuell nicht beantwortet werden. Die STIKO wird ihre Empfehlungen neuen Entwicklungen bzw. Erkenntnissen anpassen.“

Das Virus und seine Varianten werden uns wahrscheinlich erhalten bleiben, und so bleibt es abzuwarten, ob wir zukünftig Auffrischimpfungen gegen COVID-19 brauchen werden, möglicherweise mit einem den Mutanten angepassten Impfstoff.


Erstellt: 18.05.2021

Quellen:

  1. Robert Koch-Institut (RKI): Besorgniserregende Virusvarianten
  2. Paul-Ehrlich-Institut (PEI): Was gibt es im Hinblick auf die Anforderungen an die Impfungen für den Status eines vollen Immunschutzes zu beachten?
  3. RKI: Informationen zur Ausweisung internationaler Risikogebiete durch das Auswärtige Amt, BMG und BMI